Zweifel an der ALS-Ice-Bucket Challenge unberechtigt

Von der Gruppe „Ärzte gegen Tierversuche e.V.“ wurde aktuell abgeraten im Rahmen der ALS-Ice-Bucket-Challenge für ALS-Forschung zu spenden. Begründet wurde dies mit angeblich sinnlosen Tierversuchen im Rahmen der Mausmodelle der ALS.

Wir halten dies für unberechtigt und möchten dieser Auffassung eindringlich widersprechen.

Was sind „Mausmodelle“? Gibt es von einer Erkrankung eine Form die durch eine bekannte genetische Veränderung hervorgerufen wird, kann es gelingen, diese genetische Veränderung in die Erbanlagen einer Maus einzupflanzen. Dadurch entsteht dann ein Mäusestamm, der an der zu untersuchenden Erkrankung leidet. Dies ist bei Nervenerkankungen von besonderer Bedeutung, da Nervenzellen von menschlichen Erkrankten nicht unter dem Mikroskop untersucht werden kann. Anders als bei z.B. der Leber oder der Haut wachsen Nervenzellen nicht nach, daher würde eine Probenentnahme immer mit erheblichen Lähmungen und anderen Defiziten verbunden sein. ALS ist eine schwer zu erforschende Erkrankung. Entdeckt und beschrieben bereits im Jahr 1873, konnten erst seit der Entdeckung eines ALS verursachenden Gens (mSOD-Gen) und der damit verbundenen Möglichkeit der Entwicklung eines Mausmodells (mSOD, TDP 43- Maus etc.) wichtige Erkenntnisse gewonnen werden, was bei der ALS in den Nervenzellen und -bahnen abläuft. Dass dies noch nicht zu einer heilenden Therapie geführt hat, ist natürlich sehr bedauerlich, aber widerlegt keinesfalls die Sinnhaftigkeit der Forschungen. Es wird von Ärzte gegen Tierversuche auf einen Artikel in der hoch renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift Nature aus diesem Jahr verwiesen. Liest man diesen genau durch, wird in dem Artikel berechtigte Kritik an den aktuellen Mausmodellen geäussert, dies jedoch mit dem Ziel die Versuche zu verbessern und nicht sie zu stoppen. Dies ist ein ganz normaler Vorgang, auch wissenschaftliche Versuche müssen und sollen beständig weiter entwickelt werden. Dazu gehört selbstverständlich auch, immer zu bedenken, ob das gleiche Ziel auch ohne Mausmodelle erreicht werden kann. Wo dies nicht gelingt, sind jedoch Mausmodelle unverzichtbar um in der Forschung voranzukommen.

Besonders ärgerlich ist die ablehnende Haltung der „Ärzte gegen Tierversuche e.V.“ gegen die Spendenaufrufe vor allem deshalb, da nur ein sehr geringer Teil der ALS-Spendengelder in die Forschung mit Mausmodellen geht. Die Mausmodelle sind nur ein kleiner Aspekt der gesamtem ALS-Forschung. Noch dazu, ist jede ALS-Ambulanz davon abhängig über Spenden finanzierte Mitarbeiter zu haben. Sehr eindrucksvoll schildert dies der Leiter der ALS-Ambulanz der Charite in Berlin, Prof. Thomas Meyer, in einer Veranstaltung, in der er dieses Jahr besonders verdiente Spender ehrte (https://www.youtube.com/watch?v=d3aK5N1nTUY). Im Muskelzentrum Erlangen mit ALS-Ambulanz der Neurologischen Universitätsklinik, die ich lange leitete, wurde und wird ganz wichtige Arbeit von 3 Mitarbeiterinnen getan, die von der DGM = Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke (www.dgm.org) bezahlt werden und innerhalb der Muskelambulanz der Uniklinik tätig sind (Sekretärin, Physiotherapeutin, Sozialarbeiterin). Das heißt, Spenden an die DGM kommen direkt beim ALS-Patienten an. Es ist ganz wichtig dem besonderen Betreuungsbedarf der ALS-Patienten begegnen zu können. Dafür braucht es Spenden!!

Wir begrüssen ausdrücklich die ALS Ice Bucket Challenge und hoffen, dass diese Öffentlichkeitswelle für die ALS-Kranken nachhaltige Unterstützung bewirkt und keine Eintagsfliege ist.

Prof. Dr. Martin Hecht
Robert Suck