Sehr geehrter Dr. Hecht,
eine Yogaschülerin bekam nun die Diagnose ALS, was ich angesichts der zunehmenden Zungenlähmung mit Sprachstörungen und Speichelfluss schon befürchtet habe.
Meine Yogastunden sind eher auf Dehnung und Entspannung angelegt, nur stellenweise anstrengend und fordernd.
Was muss ich beachten um meiner Schülerin noch einige Zeit die Teilnahme zu ermöglichen?
Konkret habe ich folgende Sorgen:
1. bei den Atemübungen – hier wird im Yoga z.T. ziemlich regulativ eingegriffen. Kann sie dies steuern, würde sie Auswirkungen (wie Hypervantilation) bemerken?
2. bei Körperübungen: kann sie sich überfordern, weil sie Wohlbefinden oder Anstrengung evtl. nicht mehr bemerken oder einschätzen kann?
3. bei der Meditation: ist Innenschau evtl. Kontraindiziert (wie z.B. bei klinisch diagn.Depression)?
4. welche plötzlichen Notsituationen könnten eintreten?
5. welche Symptome wären ein entgültiges „Aus“ für eine Teilnahme?
Ich danke Ihnen sehr für eine Antwort!
Ich erhoffe mir davon etwas Sicherheit im Umgang mit der Teilnehmerin und ihrer Erkrankung, damit ich ihr gerecht werden kann.Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Martin Hecht:
Für das Yoga gilt wie für andere Übungen inkl. Physiotherapie: Es ist gut, wenn die Pat. weiter aktiv sind. Die Menschen spüren selber, wie stark sie dabei erschöpfen, nichts erzwingen. Als Faustregel gilt: Die Kraft soll für den Alltag da sein, Übungen sollen sanft stärken. Daher bitte den Pat. vor der nächsten Stunde befragen, wie es nach der letzten Übungsstunde für ihn weiter ging (aktiv oder erschöpft).
Atemübungen sind positiv. Im Verlauf kann trotzdem die Atmung so schwach werden, dass sie Übungen limitiert.
Einzig gefährlich kann ein Verschlucken sein, das zu akuter Atmenot führt. Das ist aber im Yoga nicht anzunhemn.
Ob Meditation gut tut, ist pauschal nicht zu beantworten. Ich nehme aber an, dass ein Mensch, der gewohnt ist zu meditieren, dies auch in schwierigen Lebensphasen fortführen will.