Stammzelltherapie

Mein Vater(69) leidet seit ca. 2,5 Jahren an ALS. Heute habe ich von der Möglichkeit der Regeneration defekter Gehirn- und Nervenzellen durch Stammzellentherapie (vorerst in Tierversuchen) erfahren. Wäre es möglich, dass ich als nahe Verwandte für meinen Vater Knochenmark spenden könnte, oder ist die Forschung noch nicht so weit fortgeschritten? Werden diese Forschungen nur in Amerika durchgeführt oder bereits in Europa? Vielen Dank für die Beantwortung meiner Frage und liebe Grüße

Priv.Doz. Dr. Martin Hecht:
Stammzellen beinhalten die große Hoffnung untergegangene Zellen, auch Nervenzellen, zu ersetzen. Dieser Möglichkeit wird mittlerweile seit einigen Jahren mit großer Intensität wissenschaftlich nachgegangen. Allerdings ist die Umsetzung bei der ALS viel schwieriger als bei Bluterkrankungen, bei denen Knochenmarkspenden von nahen Angehörigen bereits eingesetzt werden. Neben fremden, embryonalen Stammzellen, gibt es erste Versuche Patienten-eigene Blutstammzellen einzusetzen. Keine Variante ist aktuell reif für den Einsatz beim Menschen. Es muss bedacht werden, dass diese Zellen, die sich in (je nach Stammzellart fast) alle Zellen weiterentwickeln können, auch sehr großen Schaden anrichten können. Vor einem Einsatz muss u.a. in Tierversuchen sichergestellt werden, dass diese Zellen gesteuert werden können, d.h. dass sie sich in die gewünschten Zellen am richtigen Ort entwickeln. Dies ist bisher nicht gewährleistet, sodass aktuell leider keine wirkliche Stammzelltherapie bei ALS-Kranken durchgeführt werden kann. Sollten Sie Informationen zu Stammzelltherapieangeboten in Kiew oder Peking finden, so kann nur eindringlich davor gewarnt werden. Diese Angebote sind definitiv unseriös und zielen nur darauf ab, an der Not von Kranken viel Geld zu verdienen. In Deutschland oder der USA wären diese Angebote längst als Betrug verboten, diese können nur in quasi „rechtsfreien“ Räumen existieren. Wir alle hoffen, dass die Stammzellforschung rasche Fortschritte macht und dann echte Therapiemöglichkeiten bestehen werden, leider ist dies heute noch nicht der Fall.