Biotin bei ALS – Frage zu Zahnfüllungen & Bleibelastung

Sehr geehrter Herr Dr. Hecht,
nach der Diagnose ALS bei einem sehr guten Freund habe ich folgende Fragen:

  1. Hochdosierte Gabe von Biotin wird, meines Wissens nach, aktuell getestet zur Therapie bei progredienter MS. Da es neuroprotektiv wirkt und gut verträglich ist, könnte es auch bei ALS zum Schutz vor weiterer Nerven-Degeneration Erfolg zeigen? Oder ist der Mechanismus bei den beiden Erkrankungen so unterschiedlich, dass hier nicht vom einen auf das andere geschlossen werden kann?
  2. Sie schreiben, es gebe „keine Hinweise dafür, dass Zahnerkrankungen oder deren Behandlungen mittels Füllungen eine ALS auslösen könnten.“ Nun ist bei dem Freund mittels Speichel-, Haar- und Blutanalyse eine Belastung mit Schwermetallen (Gold, Silber, Quecksilber) und Aluminium nachgewiesen. Neben Zahnfüllungen (Amalgam und Gold) hat er auch beruflich mit Hart-/Schwermetallen zu tun. Dass diese eine toxische Wirkung auf den Körper haben, ist meines Wissens nach erwiesen. Auch Labore schreiben, eine Metallsensibilisierung werde als möglicher Auslöser einer ALS diskutiert.
    Meine Frage: Kann Ihrer Erfahrung nach eine solche Intoxikation zu einer Überlastung des Körpers, insbesondere des Nervensystems, führen (Mitochondrien-Dysfunktion, oxidativer Stress, freie Radikale) und damit als möglicher Auslöser einer ALS gelten oder diese zumindest zusätzlich „befeuern“? Wenn ja, wäre dann eine Zahnsanierung und eine Ausleitung der Gifte eine Möglichkeit, u.U. eine Verschlechterung der ALS zu verzögern oder gar zu verhindern?
    Ich danke Ihnen für Ihre Antwort, und dass Sie sich Zeit nehmen für die Belange der Menschen, die mit dieser Diagnose ALS konfrontiert sind.
    Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Martin Hecht:
Sehr geehrte/r Fragersteller/in,

Biotin ist ein Vitamin, das vielfältig auf den Stoffwechsel einwirkt. Grundsätzlich unterscheidet sich die MS dadurch von der ALS, dass es zu allererst eine Entzündung ist. Da auch Akne gelindert werden soll, denke ich, dass es eher bei Entzündungen hilft. Ansonsten ist eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen sicher sinnvoll, was aber üblicherweise bei uns mit einer gesunden Ernährung gelingt, sofern die Zuführung noch gelingt.

Im engeren Sinn neurotoxisch ist v.a. Blei, das ist bekannt, das kann mann testen. Quecksilber ist auch bekannt, allerdings bei extrem hohen dosen, wie sie durch Amalgam-Füllungen alleine nicht entstehen. Für andere Schwermetalle sind die Daten dürftig, es gibt auch keine epidemiologischen Hinweise, d.h. die ALS-Häufigkeit ist nicht mit der Art des zahnärztlichen Systems (überhaupt vorhanden, v.a. Amalgam, v.a. Gold, v.a. Keramik und Implantate) verknüpft. Labore sind da schlechte Ratgeber, da sie durch die Bestimmungen Geld verdienen. Die Zahnsanierung halte ich nicht für hilfreich, insbesondere da akut vermehrt Metalle freigesetzt werden. Das kann sicherlich mit Komplexbildner gemindert, aber nicht neutralisiert werden.