ALS und mesenchymale Stammzelltherapien

Gibt es Erfolge bei ALS mit mesenchymale Stammzelltherapien ?

Prof. Dr. Martin Hecht:
Die mir bekannten größeren Fallserien mit Stammzelltherapien (teils kontrolliert v.a. in Italien, teils unkontrolliert und von massiven ökonomischen Interessen getragen in Russland und China) zeigten keine Erfolge bei ALS Patienten. Dabei wurden z.T. die Zellen in die Blutbahn gegeben, z.T. in das Rückenmark direkt injiziert.
Es wird aktuell angenommen, dass die Stammzellen als maximal zu erwartender kurzzeitiger Effekt Nervenwachstumsfaktoren produzieren könnten. Bis sich Stammzellen in Nervenzellen wandeln, Axone (Nerven-Endigungen) auswachsen und dann – und das ist entscheidend – eine zielgerichtete Funktion innerhalb des motorischen Systems aufnehmen könnten, dauert es sicherlich eher Jahre. Es ist auch unklar, ob die Verbindungen dann sinnvolle Bewegungen auslösen könnten. Wahrscheinlich ist zudem auch, dass die aus Stammzellen entstandenen neuen Nervenzellen durch ungünstige lokale Faktoren ebenso rasch wieder absterben würden. All dies hat grundsätzliche Zweifel an dem Stammzellkonzept bei der ALS hervorgerufen, die nicht widerlegt sind. Solange die Dynamik der Nervenzelldegeneration bei der ALS nicht gestoppt werden kann, werden wahrscheinlich auch alle Stammzellansätze scheitern. Stammzellansätze könnten jedoch helfen, wenn durch andere Therapien das Fortschreiten der ALS an sich gestoppt werden könnte, wovon wir leider weiterhin weit entfernt sind.
Mir ist nicht bekannt, ob momentan eine Arbeitsgruppe speziell mit mesenchymalen Stammzellen Erfahrungen gesammelt hat.