Archiv der Kategorie: ALS – News

Forschungsprojekt zu elektromagnetischer Strahlung

In einem vom Bundesamt für Strahlenschutz gefördertem Projekt, wird der Einfluss von sog. Elektrosmog auf neurodegenerativen Erkrankungen untersucht. Unter Elektrosmog versteht man z.B. die Strahlung von Mobilfunknetzen oder aber auch die von Hochspannungsleitungen. Welchen Einfluss dies auf den menschlichen Organismus haben kann wird immer wieder kontrovers diskutiert.
Unter der Leitung von Dr. Albrecht Clement und Univ. Prof. Dr. Christian Behl vom Institut für physiologische Chemie und Pathobiochemie der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz soll nun untersucht werden, welchen Einfluss die lang andauernde Exposition mit Elektrosmog auf den Krankheitsverlauf und die Pathogenese bei Mausmodellen der Alzheimer-Krankheit und der ALS hat.
Man erhofft sich unter anderem Hinweise auf die Ursachen der sporadischen ALS. Ob hierdurch relevante Erkenntnisse für die ALS gewonnen werden können, ist zweifelhaft. Der häufigen Sorge vor Schäden durch elektromagnetische Wellen trägt diese Studie jedoch Rechnung.

Neue Substanz soll Verlauf verlangsamen

Ein französisches Biotechnologieunternehmen hat eine Substanz entwickelt, welches dem Cholesterin ähnelt. An ALS-Mäusen konnten positive Effekte des Medikamentes gezeigt werden. Eine Studie soll nun klären, ob dies bei ALS-Patienten haltbar ist. Hierzu beantragte das Unternehmen eine Studie bei der EU, welche nun bewilligt wurde. Geplant ist eine breit angelegte Studie in Frankreich, Belgien, Italien und Deutschland, hier in Berlin, Hannover und Ulm. Studienbeginn ist voraussichtlich im ersten Quartal 2009 und wird rund 18 Monate dauern.

Talampanel-Studie geplant

Talampanel ist ein neues Medikament der israelischen Pharmafirma TEVA. Zugrunde gelegt das vermutet wird, dass bei ALS-Patienten der Glutamatwechsel im Gehirn und Rückenmark gestört ist, soll dieses Medikament die Störung durch Botenstoffe regulieren.
Geplant ist die placebokontrollierte Studie an den Zentren in Berlin, Bochum und Ulm für die Dauer von 18 Monaten. Als Studienbeginn ist der Oktober 2008 vorgesehen.

Großer Schritt in der Zellforschung

Forschern um Kevin Eggan von der Harvard-Universität in Cambridge ist es gelungen, aus den Hautzellen einer ALS-Patientin motorische Nervenzellen herzustellen.
Hierzu entnahmen die Forscher der Patientin Hautzellen, die sie in sog. unspezialisierte Zellen umwandelten, welche embyonalen Stammzellen ähneln. Dieses Verfahren ist bereits in mehreren Laboratorien gelungen. Erstmals aber konnte Eggan diese in die motorischen Nervenzellen umwandeln, welche bei der ALS untergehen. Dies ist ein großer Schritt in der Forschung: Kann so doch auf embryonale Stammzellen verzichtet werden, welches gerade hierzulande sehr umstritten ist. Zudem kann die Wirkung von Medikamenten bereits im Vorfeld an lebenden Zellen getestet werden. „Jetzt können wir praktisch unbegrenzte Vorräte von den Zellen anlegen, die bei dieser schrecklichen Krankheit absterben“ so Eggan weiter. Derzeit ist die Methode für therapeutische Zwecke ungeeignet, da unklar ist, in welchem Umfang dies beispielsweise zu Tumoren führen kann.

Ansatz zur Genforschung bei ALS

Der Forscher Ian Wilmut, bekannt geworden durch das klonen des Schafes „Dolly“, forscht nun an der Zurückprogrammierung von Hautzellen.
Ursächlich für die neue Forschungsarbeit ist, dass japanischen Forschern um Shinya Yamanaka von der Universität Kyoto gelungen ist, menschliche Hautzellen in einen embryonalen ähnelten Zustand zurückzuversetzen. In diesem Zustand ließen sich die Zellen in die verschiedensten Zellen weiterentwickeln. Dies könnte das Streitthema um das therapeutische Klonen relativieren und neue Wege in der Stammzellforschung eröffnen.
Ian Wilmut, inzwischen an der Universität Edinburgh tätig, entnahm nun Hautzellen von ALS-Patienten um diese zurückzuprogrammieren. Diese möchte er dann zu Nervenzellen heranwachsen lassen, um damit neue Wirkstoffe zu testen und zu erforschen.

Studie zu Lithium bei ALS

Im Februar dieses Jahres wurden Ergebnisse einer italienischen Studie veröffentlicht, in der die Wirksamkeit von Lithiumcarbonat an 44 ALS-Patienten untersucht wurden. Demnach habe Lithium in Verbindung mit Riluzol eine Reduzierung der Progression bei ALS bewirkt.
Die Ansätze klingen auf den ersten Blick wirklich erstaunlich gut, lassen jedoch bei genauerer Betrachtung der Studie aber auch Zweifel daran. So ist eine Studie beispielsweise mit „nur“ 44 ALS-Patienten wissenschaftlich nicht repräsentativ. Auch sind Schweregrad und Verlauf bei den Probanden nicht unbedingt gleich zu bewerten gewesen.
Die DGM hat ein Merkblatt veröffentlicht, welches von Prof. Dr. Gian Domenico Borasio, Motoneuron-Ambulanz, Klinikum der Universität München und Prof. Dr. Thomas Meyer, ALS-Ambulanz,
Charité – Universitätsmedizin Berlin herausgegeben wurde. Sie finden dieses Merkblatt hier (Merkblatt wurde leider gelöscht).
Den Ausführungen dort ist auch von unserer Seite aus derzeit nichts entgegenzusetzen. Dennoch möchten auch wir vor unkontrollierter Einnahme von Lithium warnen. Nach derzeitigem Stand ist dies rein experimentell und sollte auf jedem Fall ärztlich begleitet werden.

Pioglitazone erneut im Fokus

Pioglitazone ist ein Wirkstoff der bei Diabetes mellitus breite Anwendung findet und schon seit lange erfolgreich eingesetzt wird.
Schon frühere kleinere Studien an der transgenen ALS-Maus zeigten Hinweise, dass der Wirkstoff neuroprotektive und entzündungshemmende Effekte haben kann. In einer neuerlichen Studie einer Arbeitsgruppe aus Japan wurden diese Hinweise bestärkt. Die mit Pioglitazone behandelten Mäuse zeigten eine Verlangsamung des Verlaufes und eine Erhöhung der Überlebenszeit. Nicht zuletzt aus diesem Grunde wird eine placebokontrollierte randomisierte Studie in Deutschland von der Universitätsklinik Ulm initiiert. Welche ALS-Zentren in Deutschland daran teilnehmen werden, wird vorraussichtlich im Juni dieses Jahres feststehen.
Auch wenn dies wieder ein neuer Forschungsansatz ist, gilt zu bedenken, dass viel versprechende Ergebnisse aus früheren Studien an der transgenen ALS-Maus sich nicht auf den Menschen übertragen ließen.

ALS-Internetseite für den Online-Grimme Preis nominiert

Wie das renommierte Grimme Institut bekannt gab, stehen die Nominierungen des diesjährigen Grimme-Online-Awards fest. Unter anderem wurde die Internetseite einer ALS-Patientin nominiert. Frau Sandra Schadek berichtet auf Ihrer Internetseite über Ihre persönlichen Erfahrungen mit der Krankheit ALS und deren Verlauf. Darüber hinaus kann man viel Wissenswertes über die Erkrankung dort erfahren.

Update:
Wie der Onlinedienst von Grimme mitteilt, wurde die besagte Internetseite von Frau Schadek nun mit dem Publikumspreis des Online-Grimme-Award ausgezeichnet. Herzlichen Glückwunsch zu dieser Entscheidung!

Erforschung der Gliazellen

Unter der Leitung der Uni Bonn wird nun ein Internationales Forschungsvorhaben gestartet, welches die Erforschung der Gliazellen im Gehirn zum Ziel hat.
Interessantester Punkt ist die Fragestellung, ob die Fehlfunktion von defekten Gliazellen eine Rolle bei der Entstehung von Hirnkrankheiten wie beispielsweise der ALS spielen. Gliazellen machen einen Großteil der Zellen im Gehirn aus, wobei diese keine Nervenzellen darstellen im Sinne von elektrisch aktiven, impulsvermittelnden Zellen. Gliazellen könnten eine wichtige Rolle nicht nur in der Versorgung der Nervenzellen, sondern auch als Immunzellen und bei vielen anderen Funktionen spielen. Daher sind auch bei der ALS intensive Forschungen über die Gliafunktion oder – fehlfunktion sinnvoll.
Das Forschungsvorhaben, an dem ein internationales Forscherteam involviert sein wird, ist mit drei Millionen Euro dotiert.

Schrittmacher für Zwerchfell erstmals an ALS Patienten implantiert

Wie in unseren letzten News berichtet, wurden Spendengelder aus einer Benefizgala dazu verwendet, um in Deutschland erstmals einen Schrittmacher für das Zwerchfell bei ALS-Patienten zu implantieren.
In Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Cleveland wurden an der Berliner Charitè nun an 2 ALS-Patienten der Eingriff vorgenommen. Hierzu kam unter anderem eigens Dr. Raymond Onders, Entwickler des Stimulators und Leiter der Klinik in Cleveland, aus den USA nach Deutschland. Der Eingriff, über deren Wirksamkeit bei ALS-Patienten es noch keine Erkenntnisse gibt, verlief komplikationslos. Die Hoffnung ist aber, den Zeitpunkt der notwendigen Maskenbeatmung hinauszögern zu können. Hierzu läuft erstmals auch in den USA eine Studie. Ergebnisse sind aber nicht vor Ende des Jahres 2008 zu erwarten.