ALS und Demenz

Als Pflegende betreue ich seit 5 Jahren einen 53 j. Pat. mit ALS, bei dem ich zunehmend einen geistigen Verfall feststelle. Demenz? Er versteht Fragen nicht mehr, schmiert mit Exkrementen usw. Früher sehr gepflegte Erscheinung. er kann noch selbst essen u. trinken aber nicht mehr sprechen. Ist so ein geistiger Verfall häufig oder eher untypisch bei ALS? Was kann ich tun?

Priv. Doz. Dr. Martin Hecht:
Eine manifeste Demenz ist bei ALS-Patienten eine Seltenheit. Zumeist ist gerade das leidvolle vollständige Begreifen und Erleben der Erkrankung gepaart mit der Möglichkeit zu intensiver Kooperation in der Pflege ein charakteristisches Merkmal der ALS.

Ein kleiner Teil der Patienten hat jedoch tatsächlich Veränderungen, die leicht, mäßig oder deutlich denen einer sogenannten fronto-temporalen Demenz entsprechen. Bei bis zu 5% der ALS-Patienten ist diese Demenz deutlich ausgeprägt. Verhaltensweisen wie das Kotschmieren deuten darauf hin, dass eine deutliche Persönlichkeitsveränderung und nicht nur ein Verständigungsproblem vorliegt.

Grundsätzlich folgt die Therapie einer Demenz bei der ALS den Prinzipien jeder anderen Demenztherapie. Inwieweit antidementative Medikamente bei der kombination ALS+Demenz sinnvoll sind ist allerdings reine Spekulation. Evtl. kann es notwendig sein Patienten medikamentös zu beruhigen, bei ALS-Patienten habe ich dies jedoch bisher fast nie erlebt. Das wichtigste ist aus meiner Sicht die Pflege zu stärken. Patienten mit einer Demenz sind besonders anspruchsvoll und schwierig für die Pflege, evtl. müssen hier weitere Partner gefunden werden.